Gesellschaft und Medienlandschaft in Deutschland

In Deutschland, einem Land mit etwa 84,7 Millionen Einwohnern und einer vielfältigen kulturellen und sprachlichen Landschaft, prägen gesellschaftliche Faktoren die Medienlandschaft ebenso wie die Medien die Gesellschaft beeinflussen. Dabei spielen die Bevölkerungsstruktur, Sprachen, ethnische Gruppen und Religionen, das Stadt-Land-Gefälle, die Bildung und Medienkompetenz, das Vertrauen in Journalisten wie auch die Medien sowie die öffentliche Sicherheit jeweils wichtige Rollen. 

Wenngleich bereits in den 1990er-Jahren die Wiedervereinigung zwischen Ost- und Westdeutschland stattgefunden hat, sind die Auswirkungen der Teilung des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg innerhalb der Gesellschaft bis heute zu beobachten. 

Besonders ist die föderale Struktur der Bundesrepublik Deutschland. Sie besteht aus 16 Bundesländern, die jeweils über eigene Verfassungen, Parlamente und Verwaltungsstrukturen verfügen. Diese föderale Ordnung ist im Grundgesetz verankert und garantiert eine Aufteilung der Staatsgewalt zwischen dem Bund und den Ländern. Die Länder haben dabei weitreichende Zuständigkeiten in Bereichen wie Bildung, Kultur und innere Sicherheit, während der Bund nur in den Bereichen tätig wird, die ihm explizit im Grundgesetz zugewiesen sind.

Ein spezieller Aspekt des deutschen Föderalismus ist, dass die Presse als Ländersache gilt. Das bedeutet, dass die Regelungen zur Pressefreiheit und Medienpolitik in der Verantwortung der einzelnen Bundesländer liegen. Diese Dezentralisierung erlaubt es den Ländern, eigene Mediengesetze zu erlassen und die Pressefreiheit innerhalb ihrer Grenzen zu gestalten.

Bevölkerung, Demografie und Sprache

Deutschland hat eine Bevölkerung von etwa 84,7 Millionen Menschen (Stand 2023) - 42,9 Millionen sind Frauen, 41,8 Millionen Männer. Diese Zahlen variieren leicht aufgrund von Geburten, Todesfällen und Migration. Die Geburtenrate ist niedrig, und das Land ist stark auf Zuwanderung angewiesen, um dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Im Durchschnitt bringt jede Frau 1,46 Kinder zur Welt. Das ist im Jahr 2022 auch der Durchschnitt in der Europäischen Union. Deutschland hat eine der ältesten Bevölkerungen weltweit, mit einem medianen Alter von etwa 44,9 Jahren (2023). Im Vergleich dazu liegt das mediane Alter in der Europäischen Union (EU) bei 44,5 Jahren.

Der Ausländeranteil, also der Teil der Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft, an der bundesdeutschen Bevölkerung liegt bei 14,6 Prozent. Etwa 5,1 Mio. Menschen kommen aus anderen Staaten der Europäischen Union. Weitere wichtige Herkunftsländer sind: EU-Kandidatenländer (3,7 Mio.), Türkei (1,5 Mio.), Ukraine (1,2 Mio.), Syrien (1 Mio.), Afghanistan (0,4 Mio.) und Russische Föderation (0,3 Mio.). 

Die offizielle Sprache - zugleich die einzige Amtssprache Deutschlands - ist Deutsch, das von nahezu der gesamten Bevölkerung (95 Prozent) gesprochen wird.  Gleichwohl werden verschiedene Dialekte, Regiolekte und Mundarten gesprochen, die Abwandlungen der klassischen hochdeutschen Sprache darstellen. Darüber hinaus gibt es verschiedene anerkannte Minderheitensprachen. Diese sprachliche Vielfalt spiegelt sich auch in den Medien wider, insbesondere in den Großstädten, wo multilinguale Medienangebote wie auch muttersprachliche Angebote in anderen Sprachen zunehmen.

Ethnische Gruppen und Religion

Deutschland ist ethnisch und religiös vielfältig. Die wichtigsten ethnischen Gruppen sind: Deutsche (86 Prozent), Türken (2,4 Prozent), Polen (1,4 Prozent), Italiener (1 Prozent) sowie 9,2 Prozent anderer Ethnien, einschließlich Menschen mit Zuwanderungsgeschichte aus den Ländern des Nahen Ostens, Afrika und Asien. 54 Prozent der Deutschen sind Christen (katholisch und evangelisch), 38 Prozent konfessionslos, 5,6 Prozent Muslime und 2,4 Prozent Anhänger anderer Religionen (Judentum, Buddhismus, Hinduismus, etc.). Die ethnische und religiöse Vielfalt spiegelt sich auch in der Medienlandschaft wider, mit speziellen Medienangeboten für verschiedene Gemeinschaften und Glaubensrichtungen. So erscheint in Deutschland etwa Zeitungen wie die türkischsprachige Hürriyet oder die "Jüdische Allgemeine" in deutscher Sprache.

Stadt-Land-Gefälle, Binnenmigration und Siedlungsdichte

Die Siedlungsdichte in Deutschland beträgt etwa 233 Einwohner pro Quadratkilometer, variiert jedoch stark zwischen urbanen und ländlichen Gebieten. So leben etwa 77 Prozent der Einwohner in städtischen Gebieten, während die restlichen 23 Prozent in ländlichen Regionen wohnen. Innerhalb der Europäischen Union (EU) variiert die Bevölkerungsdichte stark zwischen den verschiedenen Mitgliedstaaten. Im Jahr 2021 lag sie bei rund 111,9 Einwohnern pro Quadratkilometer. Die Urbanisierung ist in der EU insgesamt weniger ausgeprägt als in Deutschland. Im Jahr 2022 leben etwa 39 % der Bevölkerung in Städten, 35 % in kleineren Städten oder Vororten und 26 % in ländlichen Gebieten. 

Es gibt eine signifikante Binnenmigration von ländlichen in urbane Gebiete, vor allem wegen besserer Arbeitsmöglichkeiten und Bildungsangebote in den Städten. Große Städte wie Berlin, Hamburg, München und Köln sind die Hauptzentren der Bevölkerungskonzentration. Sie sind zum Teil eingebettet in Metropolregionen, in denen besonders viele Menschen in Deutschland leben. Diese sind: Rhein-Ruhr (Ruhrgebiet), Berlin-Brandenburg, Hamburg, München, Rhein-Main, Stuttgart, Nürnberg, Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg, Bremen-Oldenburg, Mitteldeutschland und Rhein-Neckar. Diese Metropolregionen sind nicht nur für ihre wirtschaftliche Bedeutung bekannt, sondern auch für ihre kulturellen Angebote und ihre Lebensqualität. Sie spielen eine entscheidende Rolle in der regionalen und nationalen Entwicklung Deutschlands. Die Urbanisierung beeinflusst die Medienlandschaft stark, da städtische Gebiete eine höhere Medienkonzentration und -vielfalt aufweisen, während ländliche Gebiete oft weniger Zugang zu vielfältigen Medienangeboten haben.

Alphabetisierungsrate, Bildungssystem und Medienkompetenz

Deutschland hat eine hohe Alphabetisierungsrate von etwa 99 Prozent. Das Bildungssystem ist gut entwickelt und besteht aus mehreren Stufen: Primarstufe (Grundschule), Sekundarstufe I (Hauptschule, Realschule, Gymnasium), Sekundarstufe II (Berufsschule, Fachoberschule, Gymnasium), Hochschulen bzw. Fachhochschulen sowie Universitäten. Das Themenfeld Medienkompetenz wird zunehmend in die jeweiligen Lehrpläne integriert, um Schüler auf den verantwortungsvollen Umgang mit Medien vorzubereiten. Es gibt sowohl staatliche als auch private, oft stiftungsgetragene, Initiativen und Programme zur Förderung der Medienbildung in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen. 

Als eine der größten privaten Stiftungen in Deutschland engagiert sich etwa die Bertelsmann Stiftung in vielfältigen Bereichen der gesellschaftlichen Entwicklung. Sie führt regelmäßig verschiedene Evaluationen und Studien durch, etwa Schulvergleichsstudien, Studien zur Kompetenzentwicklung und ebenso zum sozialen Zusammenhalt, Integration und Migration, Arbeitsmarktstudien und Studien zu den Themenfeldern Demokratie und Bürgerbeteiligung. Die Bertelsmann Stiftung ist auch größter Anteilseigner am internationalen Medienkonzern Bertelsmann, zu dem unter anderem RTL Deutschland und damit die Medien RTL, Stern oder n-tv gehören.

Andere wichtige Stiftungen in Deutschland, die ebenfalls regelmäßig Studien durchführen, sind zum Beispiel die Robert Bosch Stiftung, die Hans-Böckler-Stiftung und die Stiftung Mercator.

Länderspezifische und relevante Dimensionen

Die föderale Struktur des Landes führt zu einer regionalen Vielfalt in der Medienlandschaft, mit starken öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten wie ARD und ZDF sowie zahlreichen regionalen Sendern und Zeitungen. Historische Ereignisse wie die Teilung Deutschlands und die Wiedervereinigung haben die Medienlandschaft stark geprägt. In den neuen Bundesländern (die Länder der ehemaligen DDR) sind das Mediennutzungsverhalten und -vertrauen teilweise anders als in den alten Bundesländern, was auf die unterschiedlichen historischen Erfahrungen und die mediale Prägung während der DDR-Zeit zurückzuführen ist.

Vertrauen in und Respekt vor Journalisten und Medien

In Deutschland ist das Vertrauen in traditionelle Medien mit 43 Prozent laut Reuters Digital News Report  im Vergleich zu vielen anderen Ländern hoch, obwohl es auch hier Schwankungen und Skepsis gibt, insbesondere gegenüber bestimmten Medienformaten oder in bestimmten Bevölkerungsgruppen.  Im Vereinigten Königreich (33 Prozent), Frankreich (30 Prozent) oder USA (32 Prozent) ist das Vertrauen geringer, in Skandinavien (50-69 Prozent) oder den Niederlanden (57 Prozent) deutlich höher.

Deutschland gilt mit Rang 10 von 180 auf der internationalen Rangliste der Pressefreiheit von Reporter Ohne Grenzen als sicher für Journalisten. Dennoch gibt es Vorfälle von Bedrohungen, Übergriffen und Angriffen, insbesondere in Verbindung mit Berichterstattung über rechtsextreme Gruppen, organisierte Kriminalität und anderen politische Extremisten. Laut der Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Angriffe auf Journalisten, insbesondere während Demonstrationen und politischen Veranstaltungen. Die Organisation dokumentiert diese Vorfälle und setzt sich für den Schutz und die Rechte von Journalisten ein. Über derartige Vorfälle wird in den privaten und öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland regelmäßig informiert.

Medienkonsum der Bevölkerung

In Deutschland nutzen so gut wie alle Menschen ab 14 Jahren (98 Prozent) täglich Medien, belegen die Ergebnisse der ARD/ZDF-Massenkommunikation Langzeitstudie im Jahr 2023. Die Tagesreichweite von Bewegtbild liegt bei 89 Prozent. Das lineare Fernsehen gehört für knapp zwei Drittel der Bevölkerung zum Alltag: 64 Prozent werden pro Tag darüber erreicht. Audio-Angebote bleiben für vier von fünf Personen ein fester Bestandteil der täglichen Mediennutzung. 68 Prozent nutzen täglich lineare Radioprogramme. 

Redaktionelle Texte werden pro Tag von 58 Prozent der Menschen gelesen. Insbesondere das digitale Lesen von Print-Artikeln ist rückläufig. 

Die Mediennutzungsdauer von Menschen ab 14 in Deutschland liegt im Durchschnitt pro Tag bei insgesamt 412 Minuten. Auf Videos entfällt mit 203 Minuten der Löwenanteil, gefolgt von Audios mit 175 Minuten. Videos in sozialen Medien gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung. Die Zeit, die Menschen in Deutschland pro Tag mit dem Lesen von Texten verbringen, fällt mit 60 Minuten deutlich geringer aus.

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