Digitale Transformation und traditionelle Medien: Wie Deutschland Medien konsumiert

Der Media Ownership Monitor ist im Prinzip eine Landkarte der Medienlandschaft in Deutschland. Doch wie sieht es beim Konsum aus? Wie nutzen die Deutschen Print- und Online-Medien, Fernsehen und Radio?

Die Medienlandschaft in Deutschland hat eine gut etablierte Infrastruktur und ein hohes Maß an technologischer Durchdringung in Haushalten und bei Einzelpersonen. Wir schauen uns die verschiedenen Facetten der Medienproduktion, -verteilung und -nutzung in Deutschland an und konzentrieren uns hierbei auf die Hauptsegmente Fernsehen, Printmedien, Radio und Online-Medien. Ziel ist es, Einblicke in die Mediennachfrage und -versorgung zu geben und Faktoren zu identifizieren, die Eigentums- und Machtverteilungen im Mediensektor beeinflussen.

Fast alle Haushalte haben Internet und Mobiltelefone

In Deutschland ist die Medienpenetration über verschiedene Plattformen und Geräte hinweg hoch. In der Studie ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2023 heißt es:

  • Ein großer Teil der Haushalte verfügt über Computer, einen Stromzugang und viele, trotz des allgemeinen Rückgangs, auch noch einen Festnetzanschluss.

  • Internetzugang: 98% der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren haben Zugang zu "medialem Internet", können also Medieninhalte online nutzen.

  • Mobiltelefone: Fast alle Haushalte haben Mobiltelefone, wobei Smartphones vorherrschen.

  • Radiobesitz: Radio bleibt in vielen Haushalten ein fester Bestandteil, unterstützt durch traditionelle und digitale Formate. 68% der Bevölkerung haben an einem Durchschnittstag Kontakt mit dem linearen Radioprogramm.

  • Fernsehbesitz: Fast alle Haushalte verfügen über Fernseher, mit einer Mischung aus Satelliten-, digitalen und analogen Systemen. 79% der Bevölkerung schauen mindestens einmal pro Woche fern.

Medienkonsum für Nachrichten und Informationen

Der traditionelle Konsum von Printmedien ist zurückgegangen, bleibt aber bei älteren Bevölkerungsgruppen bedeutend. Im Jahr 2023 beträgt die durchschnittliche tägliche Nutzung von gedruckten Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland laut ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2023 16 Minuten. Diese Nutzung variiert je nach Altersgruppe:

  • 14-29 Jahre: 10 Minuten

  • 30-49 Jahre: 7 Minuten

  • 50-69 Jahre: 15 Minuten

  • Ab 70 Jahre: 39 Minuten

Zeitungen und Zeitschriften werden weiterhin gelesen, obwohl digitale Abonnements zunehmen, da sich traditionelle Printformate an digitale Transformationen anpassen.

Fernsehen bleibt eine Hauptquelle für Nachrichten, wobei ein großer Teil der Bevölkerung täglich fernsieht, obwohl seine Dominanz durch Online-Plattformen herausgefordert wird.

Der Markt umfasst öffentlich-rechtliche Sender wie ARD und ZDF sowie private Kanäle. Der Übergang zu Streaming-Diensten ist bemerkenswert, wobei ein signifikanter Teil der Bevölkerung regelmäßig Streaming-Dienste wie Netflix und Amazon Prime nutzt.

Radio wird weitgehend für Nachrichten genutzt, insbesondere während der Pendelzeiten, mit einem signifikanten Teil der Bevölkerung, der täglich Radio hört.

Der Radiokonsum in Deutschland ist robust, mit hoher täglicher Reichweite. Der Anstieg der Podcast-Beliebtheit ergänzt das traditionelle Radiohören und bietet eine vielfältige Audiolandschaft. Öffentliche und private Radiosender bedienen eine breite Palette von Vorlieben, von Musik bis zu Talkshows.

Der Konsum von Online-Medien ist geprägt durch die ausgiebige Nutzung von sozialen Medien, Nachrichtenseiten und Streaming-Diensten. Hochgeschwindigkeitsinternet und mobile Breitbanddurchdringung erleichtern dies, wobei ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung Inhalte auf digitalen Geräten abruft.

Online-Plattformen werden zunehmend zu den bevorzugten Quellen für Nachrichten, wobei ein großer Prozentsatz der Einzelpersonen täglich online auf Nachrichten zugreift.

Das Medienumfeld in Deutschland ist durch eine Mischung aus öffentlichem und privatem Eigentum gekennzeichnet. Der Aufstieg von Online-Plattformen und Streaming-Diensten verschiebt die Machtverhältnisse, wobei Technologieunternehmen an Einfluss gewinnen. Traditionelle Medienunternehmen passen sich an, indem sie ihre digitale Präsenz ausbauen und neue Einnahmemodelle erkunden.

12,6 Millionen Tageszeitungen

Insgesamt gibt es in Deutschland 333 Zeitungen. Die Auflagenzahlen werden regelmäßig der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) gemeldet und von dieser zweimal im Jahr geprüft. Insgesamt kommen diese Zeitungen auf eine gemeinsame Auflage von 12,6 Millionen Exemplaren.

Lokale und regionale Abonnementzeitungen dominieren den Markt mit 304 Titeln und einer Auflage von 8,3 Millionen Exemplaren, während fünf überregionale Zeitungen eine Auflage von 0,7 Millionen Exemplaren verzeichnen. Sechs Straßenverkaufszeitungen ergänzen das Angebot mit einer Auflage von 1,2 Millionen Exemplaren.

Neben den Tageszeitungen gibt es 17 Wochenzeitungen mit einer Gesamtauflage von 1,6 Millionen Exemplaren und zwei Sonntagszeitungen, die speziell auf den Wochenendleser ausgerichtet sind und eine Auflage von 0,75 Millionen Exemplaren erreichen.

Die Bedeutung des E-Papers nimmt zu: 266 Titel bieten ihre Ausgaben auch digital an und kommen so auf eine Auflage von 2,9 Millionen Exemplare.

Mehr als 300 private Radiosender

Im Juli 2024 gab es laut der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. (ag.ma) in Deutschland etwa 330 private und 74 öffentlich-rechtliche Radiosender. Im Jahr 1987 lag die Zahl der Privatsender noch bei acht, während es 36 öffentlich-rechtliche Sender gab. Die Zahl der Privatsender wuchs deutlich schneller als die der öffentlich-rechtlichen Sender.

Von 1987 bis 2024 stieg die Gesamtzahl der Radiosender in Deutschland von 44 auf 503, was einer Verzehnfachung entspricht. Der private Sender Radio NRW verzeichnete im Jahr 2024 als Mantelprogramm der Lokalradios in Nordrhein-Westfalen mit 1,47 Millionen pro Tag die meisten Bruttokontakte in Deutschland. Die öffentlich-rechtlichen Sender Bayern 1 und WDR 2 belegten die Plätze zwei und drei im Ranking der Top-20-Radioprogramme.

Zahl der privaten TV-Sender steigt deutlich

Im Jahr 2022 gab es in Deutschland 13 öffentlich-rechtliche Fernsehvollprogramme (die Programme der Landesrundfunkanstalten, das ZDF, arte und 3sat), sowie sieben Spartenprogramme (z.B. Phoenix oder ZDFneo) und ein Auslandsprogramm (DW-TV, das Fernsehprogramm der Deutschen Welle).

Dagegen gibt es deutschlandweit insgesamt 479 private Fernsehprogramme. Im Vergleich zu 2010 ist die Anzahl um knapp 90 Sender gestiegen. Die Zahl der Pay-TV-Sender hat sich im selben Zeitraum von 76 auf 110 erhöht.

Das Ranking der Zuschauermarktanteile bei Personen ab drei Jahren wird von den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern angeführt. Im Jahr 2022 erreichte das ZDF laut einer Erhebung von TV Scope einen Marktanteil von 14,5 Prozent, die Dritten Programme der ARD kamen auf 13,4 Prozent, und Das Erste erzielte 12,2 Prozent.

Ein anderes Bild zeigt sich bei den Marktanteilen der Fernsehsender in der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen. In dieser Zuschauergruppe erreichte RTL einen Marktanteil von 9,9 Prozent und lag damit vor ProSieben und der ARD.

Auch im Bereich der Nachrichtenagenturen zeigt sich eine breite Präsenz: In Deutschland operieren insgesamt vier große Nachrichtenagenturen, darunter die Deutsche Presse-Agentur (dpa) als privatwirtschaftliches Unternehmen, Reuters, ebenfalls privatwirtschaftlich, die staatliche Agence France-Presse (AFP) und die privatwirtschaftlich organisierte Associated Press (AP).

Die Medienlandschaft in Deutschland ist dynamisch, mit hoher Medienpenetration und vielfältigen Konsummustern. Das Zusammenspiel zwischen traditionellen Medien und digitalen Plattformen gestaltet die Zukunft der Medienproduktion, -verteilung und -nutzung. Das Verständnis dieser Trends ist entscheidend für Akteure, die die Medienlandschaft in Deutschland navigieren und beeinflussen möchten.


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