Das technologische Umfeld in der deutschen Medienlandschaft

Die deutsche Medienlandschaft wird maßgeblich vom technologischen Umfeld geprägt, was Einfluss auf Regierungsbeziehungen und Medieninteraktionen hat. Das Verständnis dieses Umfelds ist entscheidend, um die rechtlichen und marktwirtschaftlichen Dynamiken zu begreifen, die den Medienbesitz und -einfluss in Deutschland bestimmen. Doch wie ist das Zusammenspiel zwischen Technologie und Medien?

Beziehungen zwischen Regierung und Technologieunternehmen

Die deutsche Regierung unterhält eine vielschichtige Beziehung zu Technologieunternehmen, vor allem um die Einhaltung lokaler Gesetze und den Umgang der Firmen mit schutzwürdigen Daten sicherzustellen. Technologieunternehmen müssen strengen Datenschutzgesetzen wie der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen, die hohe EU-weite Standards für den Datenschutz und die Datensicherheit vorschreibt. Diese Compliance stellt sicher, dass Nutzerdaten verantwortungsvoll behandelt werden und spiegelt Deutschlands Engagement für den Schutz der digitalen Privatsphäre seiner Bürger wider.

Dabei hat der Datenschutz bei Deutschen einen besonders hohen Stellenwert. Während der nationalsozialistischen Ära und der DDR-Zeit wurden Daten systematisch gesammelt und missbraucht, um Menschen zu überwachen und zu kontrollieren. Diese Erfahrungen haben zu einem tief verwurzelten Misstrauen gegenüber staatlicher und unternehmerischer Datenerfassung geführt. Infolgedessen ist der Schutz personenbezogener Daten in Deutschland von großer Bedeutung und wird als ein Grundrecht angesehen, das in der Verfassung verankert ist, nämlich das Recht auf informationelle Selbstbestimmung

Plattformen wie Facebook und YouTube haben Mechanismen eingerichtet, um schädliche Inhalte zu melden und zu entfernen, oft in Zusammenarbeit mit deutschen Behörden. Diese Beziehung ist jedoch nicht spannungsfrei, da gelegentlich Debatten über Datenzugriff und Überwachung aufkommen, was das empfindliche Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Privatsphäre verdeutlicht.

Die EU spielt eine zentrale Rolle bei der Regulierung der Medienlandschaft in Deutschland, insbesondere durch Richtlinien und Verordnungen wie die Audiovisuelle Mediendienste-Richtlinie (AVMSD), den Digital Services Act (DSA), die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und den European Media Freedom Act (EMFA). Die AVMSD zielt darauf ab, gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und den Medienpluralismus zu sichern, während der DSA einen sicheren digitalen Raum fördert, indem er Plattformen reguliert. Die DSGVO harmonisiert den Datenschutz in der EU und hat weitreichende Auswirkungen auf die Medienbranche. Der EMFA schützt die Medienfreiheit und den Pluralismus, indem er sicherstellt, dass Medien ohne ungebührlichen Druck arbeiten können. Deutschland hat aktiv an der Gestaltung und Umsetzung dieser Regelungen mitgewirkt, um einen harmonisierten und sicheren Medienraum in Europa zu fördern.

Beziehungen zwischen Medien und Technologieunternehmen

Die Beziehung zwischen Medien und Technologieunternehmen in Deutschland ist durch gegenseitige Abhängigkeit und Zusammenarbeit gekennzeichnet. Soziale Medien und Suchmaschinen wie Google und Facebook dienen als wichtige Distributionskanäle für Nachrichteninhalte und beeinflussen maßgeblich, wie Informationen konsumiert werden. Diese Plattformen nutzen Algorithmen, um Inhalte auszuwählen und in den Suchvorschlägen und -ergebnissen zu priorisieren. Sie prägen damit den öffentlichen Diskurs und die Medienkonsumgewohnheiten.

Medienunternehmen profitieren von der großen Reichweite der Technologieplattformen durch gemeinsame Monetarisierungsmodelle wie Werbeeinnahmen und gesponserte Inhalte. Diese Abhängigkeit wirft jedoch auch Bedenken hinsichtlich der Medienunabhängigkeit auf, da algorithmische Verzerrungen und Plattformrichtlinien redaktionelle Entscheidungen und die Sichtbarkeit von Inhalten beeinflussen können. Beispielsweise werden Inhalte von Redaktionen so aufbereitet, dass sie über Google und soziale Netzwerke möglichst viel Reichweite erzielen. Auf der anderen Seite werden Inhalte teilweise so angepasst, dass sie mit den Richtlinien hinsichtlich der Werbefreundlichkeit oder den Jugendschutzrichtlinien der Anbieter übereinstimmen. So werden beispielsweise keine weiblichen Brüste gezeigt oder Schimpfwörter sowie Begriffe wie „Sex“ vermieden.

In Deutschland, aber auch anderen Ländern, sind einige Medien mit Facebook & Co. aufgestiegen und haben ebenso damit zu kämpfen gehabt, wenn sich die Priorisierung der Tech-Riesen geändert hat. Ein gutes Beispiel dafür ist BuzzFeed oder auch Vice, das in Deutschland eingestellt wurde. Einer der Gründe für das Aus so genannter  „Millennial-Medien“ dürfte sein, dass viele Modelle ohne den Traffic von Facebook nicht mehr so gut funktionieren.

Regulierung von Technologieunternehmen

Technologieunternehmen in Deutschland unterliegen einer strengen regulatorischen Aufsicht, um fairen Wettbewerb und Verbraucherschutz zu gewährleisten. Die Bundesnetzagentur und das Bundeskartellamt überwachen die Telekommunikations- und Wettbewerbsregulierungen. Diese Behörden stellen sicher, dass Telekommunikationsbetreiber und Internetdienstanbieter (ISPs) die Marktstandards einhalten und keine Monopole bilden.

Die Regulierung erstreckt sich auch auf soziale Medien, wobei Gesetze wie das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) Plattformen zwingen, illegale Inhalte schnell zu entfernen. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, eine sicherere digitale Umgebung zu schaffen und gleichzeitig fairen Wettbewerb unter den Technologieunternehmen zu fördern.

Wichtige Akteure in der deutschen Technologielandschaft

Die deutsche Technologielandschaft wird von bedeutenden Akteuren sowohl im Internet- und Mobilbereich als auch im Telekommunikationssektor geprägt. Große Internetunternehmen wie Google, Facebook und YouTube dominieren den Bereich der digitalen Inhaltsverbreitung und bieten eine umfassende Reichweite und Nutzerbindung.

Im Telekommunikationssektor ist die Deutsche Telekom ein wichtiger Akteur, der sowohl Festnetz- als auch Mobilfunkdienste anbietet. Vodafone und Telefónica Germany (O2) sind ebenfalls bedeutende Akteure und bieten umfassende Mobil- und Internetdienste an. Diese Unternehmen haben lokale Niederlassungen und Büros und tragen erheblich zur deutschen Wirtschaft bei.

Die Deutsche Telekom AG hat eine diverse Aktionärsstruktur:Institutionelle Anlagegesellschaften halten 50,9 Prozent der Anteile, Privatanleger besitzen 16,8 Prozent, die KfW Bankengruppe, eine staatliche Förderbank, besitzt 14 Prozent, der Bund hält direkt 13,8 Prozent der Anteile und Softbank besitzt 4,5 Prozent.

Vodafone Deutschland ist eine Tochtergesellschaft der Vodafone Group Plc, die ihren Sitz im Vereinigten Königreich hat. Die Hauptaktionäre der Vodafone Group Plc sind die Emirates Investment Authority mit 14,25 Prozent der Anteile und Liberty Global Holdings Ltd. mit 5,018 Prozent.

Telefónica Germany ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Telefónica S.A., einem spanischen Telekommunikationsunternehmen. Das Unternehmen ist im Besitz einer Vielzahl von Aktionären, darunter sowohl private als auch institutionelle Investoren. Die Aktionärsstruktur ist breit gefächert, und es gibt keine dominierenden Anteilseigner, die das Unternehmen kontrollieren.

Unterschiede zwischen Stadt und Land beim Breitbandausbau

Ende 2023 hatten fast drei Viertel der deutschen Haushalte Zugang zu Gigabit-Internet mit Geschwindigkeiten von bis zu 1000 Mbit/s. Im Vergleich zu 2019 hat sich die Gigabit-Versorgung um mehr als 30 Prozent verbessert. Über 93 Prozent der Haushalte können Internettarife mit mehr als 100 Mbit/s buchen. Kein Landkreis in Deutschland erreicht eine vollständige Gigabit-Abdeckung. Nur neun Landkreise haben eine Abdeckung von über 90 Prozent. In 28 Landkreisen sind Geschwindigkeiten von 1000 Mbit/s nicht verfügbar. Die Unterschiede zwischen Stadt und Land haben sich in den letzten Jahren verschärft. 

Die digitale Alphabetisierung in Deutschland hängt stark von der Verfügbarkeit und Qualität des Breitbandinternets ab. In städtischen Gebieten ist die Versorgung in der Regel besser, was den Zugang zu digitalen Bildungsressourcen erleichtert. In ländlichen Gebieten hingegen sind die Menschen oft auf langsamere Verbindungen angewiesen, was den Zugang zu digitalen Diensten und Bildung erschwert.

Das Stadt-Land-Gefälle in der Breitbandversorgung ist nach wie vor ein großes Problem. Trotz staatlicher Förderprogramme konnte die Lücke zwischen städtischen und ländlichen Gebieten nicht geschlossen werden. Der Breitbandausbau wird größtenteils von Netzbetreibern ohne staatliche Mittel getragen, und der Glasfaserausbau ist besonders herausfordernd. 

Beziehungen zwischen Technologieunternehmen und Regierung oder den Medien

Große Technologieunternehmen in Deutschland unterhalten eine komplexe Beziehung zur Regierung, die durch die Einhaltung lokaler Gesetze und die Zusammenarbeit beim Umgang mit Daten gekennzeichnet ist. Google und Facebook standen beispielsweise wegen ihrer Datenschutzpraktiken unter Beobachtung und haben ihre Aktivitäten angepasst, um den Anforderungen der DSGVO gerecht zu werden. Zudem arbeiten diese Unternehmen oftmals mehr oder weniger bereitwillig mit den Behörden zusammen, um Probleme wie Online-Extremismus und Cyber-Kriminalität anzugehen.

Technologieunternehmen beeinflussen die Medien erheblich durch algorithmisch gesteuerte Inhaltsverteilung und Monetarisierungsmodelle. Soziale Medienplattformen unterstützen Medienunternehmen, indem sie deren Reichweite erhöhen, profitieren aber auch von der Nutzerbindung und den Werbeeinnahmen. Diese symbiotische Beziehung unterstreicht die wechselseitige Abhängigkeit zwischen Medien und Technologie im digitalen Zeitalter.

Der deutsche Telekommunikationsmarkt zeigt eine starke Präferenz für mobile Dienste, wobei der Mobilfunk den Festnetzdiensten voraus ist. Es gibt in Deutschland rund 38,6 Millionen private und geschäftliche Telefonanschlüsse im Festnetz und 185 Millionen im Mobilfunk. Die verstärkte Nutzung von Mobilgeräten wirkt sich auch auf die Art der Nutzung von Medien aus. Die Zugriffe von Smartphones machen in der Regel deutlich mehr als die Hälfte aus, was wiederum auch die Art und Weise der Inhalte beeinflusst, die konsumiert werden. Texte werden kürzer und strukturierter und die Online-Auftritte insgesamt auf die mobile Nutzung optimiert.

In Bezug auf die Einnahmen ist der Markt für elektronische Kommunikation in Deutschland erheblich. Führende Telekommunikationsbetreiber erzielen beträchtliche Umsatzerlöse und tragen zu einem wettbewerbsintensiven Marktumfeld bei. Im Jahr 2023 erreicht der Festnetzmarkt in Deutschland laut Statista ein Umsatzvolumen von etwa 26,9 Milliarden Euro, wobei Kabelanschlüsse nicht berücksichtigt sind. Die Deutsche Telekom dominierte den Markt mit einem Umsatz von ungefähr 16,5 Milliarden Euro. Die restlichen Wettbewerber erzielten zusammen einen Umsatz von rund 10,4 Milliarden Euro. 

Nutzung sozialer Medien in Deutschland

Soziale Medien spielen eine zentrale Rolle im deutschen digitalen Ökosystem. Facebook bleibt mit 33 Prozent täglicher oder wöchentlicher Nutzung laut ARD-ZDF-Onlinestudie 2023 ein dominanter Akteur, während Instagram (35 Prozent), TikTok (15 Prozent) und Snapchat (13 Prozent) ebenfalls erhebliche Marktanteile haben. Diese Plattformen sind integraler Bestandteil der Informationsverbreitung und öffentlichen Engagements und prägen die Medienkonsumgewohnheiten von Millionen Deutschen. Für 39 Prozent der Bevölkerung sind sie mindestens einmal pro Woche Anlaufpunkt beim Konsum von Nachrichten.

Obwohl hauptsächlich als Messaging-Dienst bekannt, ist WhatsApp vermutlich die am häufigsten genutzte Social-Media-Anwendung in Deutschland, mit fast drei Vierteln der Internetnutzer, die die Plattform verwenden. 

Das technologische Umfeld in der deutschen Medienlandschaft ist ein dynamischer und sich entwickelnder Raum, der von Regulierungsrahmen, Regierungsbeziehungen und dem Zusammenspiel zwischen Technologieunternehmen und Medienunternehmen geprägt ist. Das Verständnis dieses Umfelds ist entscheidend, um die Komplexität des Medienbesitzes und -einflusses in Deutschland zu begreifen, da die Technologie weiterhin definiert, wie Informationen produziert, verteilt und konsumiert werden.

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