Die Wirtschaft und ihre Auswirkungen auf die Medienlandschaft in Deutschland

Deutschland ist die größte Volkswirtschaft in Europa und die viertgrößte weltweit und damit eine der führenden Wirtschaftsnationen der Erde. Das Wirtschaftssystem beruht auf der sozialen Marktwirtschaft, die Elemente des Kapitalismus mit einer sozialen Sicherung verbindet. Die wirtschaftliche Stärke Deutschlands fußt auf einer robusten industriellen Basis, einem starken Mittelstand und einer bedeutenden Exportwirtschaft. Im Jahr 2023 betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands insgesamt rund 4,1947 Billionen Euro. Dies entspricht einem BIP pro Einwohner von etwa 49.542 Euro. Zum Vergleich: In der EU lag das BIP 2023 bei 16,97 Billionen Euro und 37.594 Euro pro Kopf.

Weitere Vergleichszahlen:

  • Vereinigtes Königreich: 3,332 Billionen Euro

  • Frankreich: 3,049 Billionen Euro

  • Italien: 2,328 Billionen Euro

Die Arbeitslosenquote beträgt in Deutschland etwa 5,8 Prozent, wobei regionale und saisonale Unterschiede bestehen.

Der Gesamtschuldenstand der öffentlichen Haushalte in Abgrenzung der Maastricht-Kriterien (Staatsverschuldung) lag im Jahr 2023 bei über 64 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP), was im internationalen Vergleich moderat ist. Am höchsten ist der Bund verschuldet. Auf ihn entfallen rund 70 Prozent der Staatsschulden. Danach folgen die Bundesländer mit 24 Prozent. Die Schulden der Städte und Gemeinden schlagen mit 6 Prozent zu Buche. Die Gläubiger der Schulden des Bundes sitzen zu 77 Prozent in Deutschland und im Euro-Raum, 23 Prozent stammen aus Drittländern.

Bundesdeutscher Import- und Export

Deutschland ist eine starke Exportnation. Eine wichtige Rolle spielt die deutsche Industrie. In Deutschland ist der Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung mit 26,6 Prozent am höchsten unter allen G7-Ländern. Zu den wichtigsten deutschen Exportgütern zählen Fahrzeuge und Fahrzeugteile, Maschinen und Anlagen, chemische Erzeugnisse, Elektronik und elektrotechnische Erzeugnisse sowie Metalle und Metallwaren. Deutschland gehört neben China und den USA zu den drei größten Exportnationen.

Gemessen an der Bedeutung des Außenhandels für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist Deutschland die offenste Volkswirtschaft der G7-Staaten. Die Außenhandelsquote liegt bei 98,6 Prozent – das ist die Summe der Im- und Exporte im Verhältnis zum BIP. Deutschland lebt vom freien Austausch der Länder untereinander, fördert diesen und tritt für offene, gleichberechtigte Beziehungen auf Augenhöhe mit allen Ländern ein. Die USA und China sind dabei - neben anderen europäischen Ländern - die wichtigsten Handelspartner. 2022 exportierte Deutschland Waren im Wert von 1.576 Milliarden Euro. Die Exportquote lag bei 50,3 Prozent.

Deutschlands wahre Stärke aber liegt anderswo: Das Herz der deutschen Wirtschaft schlägt im Mittelstand. Gemeint sind die 3,5 Millionen Unternehmen in Deutschland mit einem Jahresumsatz unter 50 Millionen Euro und weniger als 500 Beschäftigten. Sie repräsentieren 99,3 Prozent aller Firmen in Deutschland. Fast 1000 von ihnen sind „Hidden Champions“, also in der Öffentlichkeit wenig bekannte Weltmarktführer.

Die wichtigsten Importgüter sind Fahrzeuge und Fahrzeugteile, Erdöl, Erdgas und andere Energieträger, Elektronik und elektrotechnische Erzeugnisse, chemische Erzeugnisse sowie Textilien und Bekleidung.

Wirtschaftliche Situation der Medienindustrie

Die Medien- und Unterhaltungsindustrie in Deutschland ist ein kleinerer, aber gleichwohl wichtiger Wirtschaftszweig. Der Umsatz des deutschen Medienmarkts betrug 2023 rund 71 Milliarden Euro. Das entspricht weniger als 0,2 Prozent des BIP. Es gibt eine große Bandbreite an Zeitungen und Zeitschriften, von regionalen Tageszeitungen bis zu überregionalen Magazinen. Aktuell erscheinen in Deutschland knapp 336 Zeitungen gedruckt oder als digitales E-Paper mit einer Gesamtauflage von 12,8 Millionen Exemplaren pro Erscheinungstag (IVW: 1. Quartal 2024).

Der Schwerpunkt liegt bei den 318 hauptsächlich lokalen und regionalen Tageszeitungen sowie den 16 Wochenzeitungen und zwei Sonntagszeitungen. Die jeweiligen Auflagenzahlen variieren je nach Publikation. Einige der bekanntesten Tageszeitungen sind Bild, die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Allgemeine Zeitung und Die Zeit.

Der deutsche Fernsehmarkt wird von öffentlich-rechtlichen Sendern wie der ARD und dem ZDF sowie von privaten Sendern wie RTL, ProSieben und Sat.1 dominiert.

Im Radiobereich gibt es eine Vielzahl von Sendern, darunter die öffentlich-rechtlichen Sender wie Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur, aber auch private Sender wie Antenne Bayern und Radio Bob.

Der digitale Medienmarkt wächst stetig. Online-Nachrichtenportale wie Spiegel.de, Focus.de und Tagesschau.de sind beliebt. Soziale Netzwerke wie Facebook, X (vormals Twitter), Instagram und YouTube haben ebenfalls einen großen Einfluss auf die Meinungsbildung, insbesondere in der jüngeren Generationen.

Die Finanzierung von Nachrichtenmedien und Journalismus hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert. Traditionelle Geschäftsmodelle aus dem Verkauf von Werbefläche, Kleinanzeigen und dem Verkauf der Medien am Kiosk suchten Entsprechungen im Digitalen. Viele Medien setzen heute neben der Reichweitenvermarktung auch auf digitale Abonnements und Beteiligungen an vom Journalismus unabhängigen Rubrikenmärkten. Digitale Angebote wurden in den vergangenen Jahren populärer.

Hauptakteure der Medienfinanzierung

Die Bundesregierung und die Landesregierungen aber auch die EU stellen Mittel für bestimmte Medienprojekte und -initiativen bereit, insbesondere im Bereich der Kultur- und Bildungsprogramme. Diese Mittel werden nach transparenten Kriterien vergeben, um politische Einflussnahme zu minimieren. In der deutschen Verfassung ist die Pressefreiheit festgelegt, daher werden keine journalistischen Inhalte finanziell gefördert, sondern die Zuwendungen beschränken sich auf strukturelle Förderung z. B. in Journalistenschulen. Einige Förderprogramme werden auch von den staatsunabhängigen Landesmedienanstalten betreut.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, finanziert durch den Rundfunkbeitrag, spielt eine zentrale Rolle in der deutschen Medienlandschaft. ARD, ZDF und Deutschlandradio sind die Hauptakteure und genießen eine weitreichende Unabhängigkeit durch die Finanzierung über den Rundfunkbeitrag. Gleichwohl gibt es in Teilen der Bevölkerung Abneigung gegenüber dem Rundfunkbeitrag, an dem die Pflicht zur Zahlung sowie die Art der Verwendung kritisiert wird.

Auch Politische Parteien sind in Medien investiert und publizieren eigene Parteizeitschriften. So besitzt die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) etwa ein Beteiligungskonstrukt, welches mehrere deutsche Tageszeitungen und Radiosender umfasst.

Werbung bleibt eine der wichtigsten Einnahmequellen, insbesondere für kommerzielle Fernsehsender und Online-Plattformen. Große Werbetreibende wie Automobilhersteller, Konsumgüterunternehmen und Technologieunternehmen spielen eine zentrale Rolle. Zunehmend an Bedeutung in der Medienfinanzierung gewinnt die Philanthropie: Stiftungen und philanthropische Organisationen fördern immer häufiger investigativen Journalismus und unabhängige Medienprojekte. Beispielsweise finanziert die Bill and Melinda Gates Foundation ein Reportage-Projekt vom Spiegel und das Recherchekollektiv Correctiv erhält Spenden von vielen Stiftungen, darunter die Schöpflin Stiftung, die Stiftung Mercator und die Madsack Stiftung von Verlagserbin Sylvia Madsack.

Die Art der Finanzierung kann Auswirkungen auf die Unabhängigkeit und Qualität der Berichterstattung haben. So bieten Werbung und Abonnements eine gewisse finanzielle Stabilität, können jedoch auch zu Interessenkonflikten führen, wenn kommerzielle Interessen die redaktionelle Unabhängigkeit beeinträchtigen. Philanthropische Finanzierung und staatliche Unterstützung können ebenfalls Abhängigkeiten schaffen, obwohl sie oft weniger direkt auf die Berichterstattung einwirken.

Der klassische Werbemarkt schrumpft

Der Werbemarkt in Deutschland hat sich in den letzten Jahren stark verändert, insbesondere durch die Verschiebung von traditionellen Medien zu digitalen Plattformen. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Einnahmequellen der Medienunternehmen. 2023 lagen die Bruttowerbeinvestitionen in Deutschland bei insgesamt etwa 33,81 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahreswert kam es zu einem Rückgang um knapp drei Milliarden Euro.

Der Werbeträger Fernsehen hielt mit mehr als 16,5 Milliarden Euro (2023) den mit Abstand größten Anteil am Werbevolumen. Zeitungen folgten mit 5,5 Milliarden den nächstgrößeren Bruttoeinnahmen durch Werbung, der kleinste Anteil entfiel mit 118 Millionen auf das Medium Kino.

Die zunehmende Bedeutung digitaler Werbung hat zu einer verstärkten Konzentration im Markt geführt, wobei große Technologieunternehmen wie Google und Facebook einen erheblichen Anteil der Werbeausgaben auf sich ziehen, die früher auf klassische Werbung in TV, Radio, Zeitungen und Zeitschriften entfielen.

Haupttrends und Veränderungen in der Medienfinanzierung

Kommerzielle Sender wie RTL oder ProSieben und Sat.1 setzen stark auf Werbeeinnahmen. Öffentlich-rechtliche Sender wie ARD und ZDF profitieren von stabilen Rundfunkbeiträgen. Traditionelle Zeitungen und Zeitschriften haben mit rückläufigen Auflagenzahlen zu kämpfen und suchen nach neuen Einnahmequellen, wie digitale Abonnements beziehungsweise Paywalls. Lokale und regionale Radiosender setzen weiterhin auf Werbung, haben jedoch auch mit Konkurrenz durch Streaming-Dienste zu kämpfen. Digitale Plattformen wie Spiegel.de und Zeit.de haben sich erfolgreich als wichtige Nachrichtenquellen etabliert und kombinieren Werbung und Abonnements als Einnahmequellen.

Die großen Gewinner dieser Entwicklung sind digitale und hybride Medienmodelle, die flexibel auf die Veränderungen im Konsumverhalten reagieren können. Verlierer sind vor allem traditionelle Printmedien, die Schwierigkeiten haben, sich an die neuen Marktbedingungen anzupassen.

Einflussreiche Nachrichtenmedien

Öffentlich-rechtliche Sender behalten ihre führende Rolle, während spezialisierte Nachrichtensender wie n-tv und Welt zunehmend an Bedeutung gewinnen. Insbesondere das Format "Tagesschau" erreicht linear und digital einen großen Teil der Bevölkerung. Qualitätszeitungen wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und die Süddeutsche Zeitung (SZ) setzen verstärkt auf digitale Abonnements und Premium-Inhalte. Plattformen wie Politico Europe und Handelsblatt bieten spezialisierten Journalismus für politische und wirtschaftliche Eliten und finanzieren sich durch Abonnements und Werbung.

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