1. Was ist MOM?

Der „Media Ownership Monitor“ (MOM) wurde als Instrument zur Darstellung von Medieneigentum entwickelt, um eine öffentlich zugängliche, laufend aktualisierte Datenbank zu schaffen, die die Eigentümer aller relevanten Massenmedien (Presse, Radio, Fernsehen und Online-Medien) auflistet.

MOM zielt darauf ab, die Risiken für den Medienpluralismus zu beleuchten, die durch die Konzentration der Medieneigentümer verursacht werden (für weitere Informationen: Methodik). Um die nationalen Besonderheiten zu erfassen und risikoerhöhende bzw. risikomindernde Faktoren für die Medienkonzentration zu erkennen, bewertet MOM auch die Marktbedingungen und das rechtliche Umfeld qualitativ.

2. Wer steht hinter MOM?

MOM wurde von 2015 - 2018 von Reporter ohne Grenzen e. V. entwickelt und umgesetzt - der deutschen Sektion der internationalen Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen (RSF), die sich für die Pressefreiheit und das Recht, zu informieren und informiert zu werden, weltweit einsetzt.

Im Jahr 2019 wurde das Projekt in die Global Media Registry (GMR) ausgegliedert, ein unabhängiges und nach deutschem Recht registriertes gemeinnütziges Unternehmen.

3. Warum ist die Transparenz von Medieneigentum wichtig?

Medienpluralismus ist ein zentraler Aspekt demokratischer Gesellschaften, da freie, unabhängige und vielfältige Medien abweichende Standpunkte widerspiegeln und Kritik an den Machthabern ermöglichen. Risiken für die Ideenvielfalt entstehen durch die Konzentration des Medienmarktes, wenn nur einige wenige Akteure einen dominanten Einfluss auf die öffentliche Meinung ausüben und den Zugang für andere Akteure und Perspektiven erschweren (Konzentration des Medieneigentums). Das größte Hindernis bei der Bekämpfung der Medienkonzentration ist die mangelnde Transparenz des Medienbesitzes: Wie können die Menschen die Zuverlässigkeit von Informationen beurteilen, wenn sie nicht wissen, wer sie liefert? Wie können Journalisten richtig arbeiten, wenn sie nicht wissen, wer das Unternehmen kontrolliert, für das sie arbeiten? Und wie können Medienbehörden gegen eine übermäßige Medienkonzentration vorgehen, wenn sie nicht wissen, wer hinter dem Steuerrad der Medien sitzt?

Ziel von MOM ist es daher, Transparenz zu schaffen und die Frage „Wer kontrolliert letztendlich die Medieninhalte?“ zu beantworten, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, eine Faktenbasis für Lobbyarbeit zu schaffen und politische und wirtschaftliche Akteure für die bestehenden Verhältnisse zur Verantwortung zu ziehen.

4. Welche Art der Konzentrationskontrolle schlägt MOM vor?

Der MOM macht keine normativen Aussagen - er schlägt nicht vor, wie man Medienbesitz kontrollieren kann. Welche Form der Medienkonzentrationskontrolle funktionieren kann, hängt vom Länderkontext, den bestehenden rechtlichen und Marktbedingungen und der Eigentümerlandschaft ab.

Der MOM bietet ein Transparenzinstrument, um eine demokratische Diskussion zu diesem Thema sowie eine gute Regierungsführung durchzusetzen: Entscheidungen sind wahrscheinlich von höherer Qualität und spiegeln die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen besser wider, wenn sie Zugang zu angemessenen Informationen und breiten Konsultationen haben und ihre Ansichten und Meinungen frei austauschen können.

5. Wie werden die Daten erhoben?

Vorzugsweise werden offizielle Datenquellen und/oder Quellen mit einem hohen Maß an Zuverlässigkeit und Vertrauen verwendet.

Wenn Informationen nicht öffentlich zugänglich waren, wurden sie direkt bei Medienunternehmen, politischen Vertretern und Forschungsinstituten angefordert.

Wir haben hauptsächlich Daten verwendet, die von folgenden Stellen zur Verfügung gestellt wurden:

  • Medienanstalten/Unternehmen

  • Gerichtsregistern

  • Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK)

  • Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. (agma)

  • Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. (IVW)

  • Register der Wirtschaftssubjekte

6. Wie werden „die wichtigsten Medien“ definiert?

Die Hauptfrage lautet: Welche Medien beeinflussen den Meinungsbildungsprozess? Um alle relevanten Medien zu erfassen, haben wir alle traditionellen Medienarten (Print, Radio, TV, Online) einbezogen.

Die Medien wurden nach den folgenden Kriterien ausgewählt:

  • MOM konzentrierte sich auf die Medien mit der höchsten Reichweite, gemessen an den Einschaltquoten oder den verkauften Exemplaren oder den Besuchen oder Nutzern pro Monat. Es wurden 10 Medien pro Medientyp (TV, Radio, Print, Online) ausgewählt.

  • Der Nachrichtenwert und die Meinungsinhalte. Die Studie konzentriert sich auf allgemeine Informationen mit einem nationalen Schwerpunkt. Daher wurden Medien mit einem spezifischen thematischen Schwerpunkt (Musik, Sport), soziale Netzwerke, Suchmaschinen und Werbung ausgeschlossen.

7. Wie wurden die Medien ausgewählt?

Gemäß der Methodik sollten die 40 Medien auf der Grundlage ihrer Reichweite ausgewählt werden. Die Ermittlung zuverlässiger Reichweiten war in Deutschland aus unterschiedlichen Gründen problematisch. Zum einen basieren einige Reichweitenangaben auf Umfragen, zum anderen werden in der IVW nur Medien gelistet, die freiwillig ihre Auflagen bzw. Reichweiten prüfen lassen, und solche, die für die Werbeindustrie interessant sind – daher fehlen öffentlich-rechtliche Online-Angebote.

TV

Die Einschaltquoten für Fernsehsender basieren auf der AGF Videoforschung in Zusammenarbeit mit der GfK 2023 und meint den durchschnittlichen Jahresanteil am Gesamtpublikum.

RADIO

Die Auswahl der Radiosender basiert auf den Hörerzahlen der agma-Ergebung Audio I/2024 und meint die bundesweite Tagesreichweite in der Bevölkerung ab 14 Jahren.

Quelle: agma MA Audio I/2024

PRINT MEDIEN

Die Printmedien wurden auf der Grundlage der von der IVW bereitgestellten Daten zur verkauften Auflage ausgewählt. In der Auswahl sind Tageszeitungen, Wochenzeitungen und Magazine mit Fokus auf Nachrichten zum aktuellen politischen Geschehen.

Quelle: IVW Q4/2023

ONLINE MEDIEN

Die Online-Medien wurden auf der Grundlage der von der IVW bereitgestellten Daten und auch der Erhebung von Similar Web ausgewählt, da die IVW keine Angaben über die Reichweiten der öffentlich-rechtlichen Online-Medien enthält. Da es sich bei den Medienmarken Web.de und GMX um den gleichen Anbieter handelt, haben wir insgesamt 11 Medien ausgewählt. Die Daten beziehen sich auf den Zeitraum Januar 2024.

Quelle: IVW, Similar Web

8. Warum Deutschland?

In Deutschland ist die Meinungs- und Pressefreiheit im Grundgesetz verankert. Das Land verfügt über ein pluralistisches Mediensystem mit privatem und öffentlich-rechtlichem Rundfunk, dessen Finanzierung regierungsunabhängig gestaltet ist. Es gibt Hunderte von Zeitungen und zahlreiche Online-Magazine. Zudem sind Rundfunk und Presse föderalistisch geregelt. Dennoch oder gerade deshalb lohnt sich ein Blick auf die tatsächliche Eigentümerstruktur hinter den einflussreichsten Medien, um Transparenz zu schaffen und mögliche Interessenkonflikte offen zu legen. Auch wenn Deutschland offensichtlich über ein buntes Medienspektrum verfügt, sind zumindest die Besitzverhältnisse der größten Medien auf wenige Eigentümer verteilt und trotz Transparenzpflichten in Registern einer breiten Öffentlichkeit nicht unbedingt bekannt. 

9. Gibt es den MOM nur für Deutschland?

MOM basiert auf einer allgemeinen Methodik, die universell angewendet werden kann. Die Pilotphase wurde 2015 in Kolumbien und Kambodscha durchgeführt. Bis 2024 wurde das MOM in über 26 Ländern weltweit umgesetzt, mit neuen Aktualisierungen auf den Philippinen, in Albanien, Serbien und im Libanon. Irland war das erste EU-Land, in dem das MOM umgesetzt wurde. Deutschland wird das zweite EU-Land sein, das in die MOM-Familie aufgenommen wird.

10. Was sind die Grenzen der Studie?

Keine wirtschaftlichen Daten: Es konnten keine einheitlichen Daten über die Umsätze der Medienunternehmen im Bereich Journalismus recherchiert werden. 

Duales Rundfunksystem: Die öffentlich-rechtlichen TV- und Radiosender haben im Prinzip keinen Eigentümer, da sie „allen Menschen“ gehören. Wir haben daher für die sogenannte „Öffentlichkeit“ ein eigenes Profil angelegt und dort die Hintergründe erklärt. Trotzdem ist jede Rundfunkanstalt eigenständig.

Komplexe Rechtsformen: In Deutschland greifen viele Medienunternehmen neben den üblichen Konstrukten wie 

  • GmbH für haftungsbeschränkte Kapitalgesellschaften

  • Aktiengesellschaften (AG und SE)

  • und Kommanditgesellschaften für Personengesellschaften

auf Mischformen wie

  • GmbH & Co. KG

  • KG auf Aktien (KGaA)

  • SE & Co. KG

zurück, was zur Folge hat, dass nicht nur die Haftung, sondern auch die Offenlegungspflichten beschränkt werden, was die Recherche für den MOM erschwert.

11. Wer ist unsere Zielgruppe?

Diese Datenbank:

  • Sie ermöglicht es den Bürgern und allen anderen, sich über das Mediensystem in Deutschland zu informieren und die Eigentümer der Medien, die sie verfolgen, zu kennen. Sie fördert auch das Bewusstsein für die Bedeutung von Eigentum und Transparenz;

erstellt eine Datenbank und erörtert Fragen im Zusammenhang mit der Vielfalt und Transparenz des bosnischen Mediensektors, die von Organisationen der Zivilgesellschaft bei ihrer Lobbyarbeit, von der Regierung zur Stärkung der Vielfalt und von Regulierungsbehörden zur besseren Erfüllung ihrer Aufgaben genutzt werden kann.

12. Wie geht es weiter?

Diese Datenbank stellt die aktuelle Lage der Medien in Deutschland dar. Das Projekt zielt darauf ab, eine öffentliche Debatte und Veränderungen anzustoßen, insbesondere zu den folgenden Themen

  • Transparenz der Medien

  • die wirtschaftliche Lage

  • Politische Zugehörigkeit

13. Gibt es ähnliche Projekte?

  • Das Zentrum für Medienpluralismus und Medienfreiheit (CMPF) am Europäischen Hochschulinstitut (EUI) führt den „Media Pluralism Monitor“ (MPM) durch. Der von der EU finanzierte MPM ermittelt Gefahren für diesen Pluralismus auf der Grundlage eines breiteren Spektrums von Indikatoren, die rechtliche, wirtschaftliche und soziokulturelle Aspekte abdecken, wobei die Konzentration des Medieneigentums nur eine von sechs Dimensionen darstellt. Es bewertet die Risiken für den Medienpluralismus in den EU-Mitgliedstaaten.

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